Die kommunikative Validierung ist eine Methode um sich der Gültigkeit der Interpretationen von qualitativ erhobene Daten zu vergewissern (vgl. Klüver 1979:69). Das bedeutet, Forscher*innen und Interviewpartner*innen versuchen gemeinsam die entstandenen Interpretationen des Forschungsteams zu evaluieren und diese von Missverständnissen oder Fehlinterpretationen zu befreien (vgl. Hahn 2016: 67).
Auch wir, die Forschungsgruppe des GeSo Orth, sind dieser Methode nachgegangen. Es wurden Auftraggeber*innen, Interviewpartner*innen als auch Stakeholder*innen zu einer kommunikativen Validierung eingeladen. Ihnen haben wir, die Studierenden, die bereits entstandenen Konzeptvorschläge präsentiert.
Anschließend konnten die Teilnehmer*innen innerhalb eines Gallery Walk Stärken, Bedenken, fehlendes und offene Fragen an das jeweilige Konzept zurückgeben. Zusätzlich wurden Kleingruppen gebildet, welche sich mit vier allgemeine Fragen beschäftigten.
Fragen wie „Was wäre schön, ist aber kein Muss?“ oder „Was darf auf keinen Fall fehlen?“ wurden bearbeitet. Anhand der konstruktiven Kritik und dem Feedback aller Teilnehmer*innen werden nun die vorhandenen Konzeptvorschläge evaluiert und bei Bedarf fehlendes eingearbeitet.
Herzlichen Dank an alle Teilnehmer*innen für die aktive Mitarbeit und das Interesse!
Häufig wird man als Sozialarbeiter*in gefragt: “Was tust du bzw. was hast du da genau studiert?“ Was kann Soziale Arbeit, was machen Sozialarbeiter*innen?
Das Studium der Sozialen Arbeit verfügt über ein differenziertes, vielfältiges und umfassendes Repertoire an Ausbildungsschwerpunkten. Zum einen werden rechtliche, medizinische, sozialpolitische und sozialwissenschaftliche Grundlagen gelehrt, aber auch Methoden wie Gesprächstechniken, die Anwendung sozialer Diagnoseinstrumente, Krisenintervention etc. Das spezifische dieser Ausbildung liegt darin, ein allgemeines Verständnis gesellschaftlicher Prozesse zu erlangen. Sowohl auf der Ebene der Lebenswelten von Menschen, aber auch im Sinne gesellschaftspolitischer Zusammenhänge. Diese umfassende Bildung bildet auch die Kernkompetenz unserer Profession. Sozialarbeiter*innen zeichnet ein umfassendes, sogenanntes Verweisungswissen oder auch professionelle Vernetzungstätigkeit aus. Vielfach fehlt der Austausch zwischen Professionist*innen, aber auch in der Zusammenarbeit mit Menschen wird häufig Übersetzungsleistung benötigt. Komplexe und verwirrende Situationen benötigen häufig die Kompetenz einer professionellen, partizipativen Bearbeitung. Die Differenziertheit unserer Ausbildung ermöglicht umfassende Einsatzmöglichkeiten, wenn gleich sich viele von uns in ihren Berufsfeldern weiter spezialisieren. Das bedeutet Sozialarbeiter*innen vernetzen wo spezialisierten Berufsfeldern wie Medizin, Recht, Pflege, Ämtern etc. die notwendigen Ressourcen und Kompetenzen fehlen. Dabei geht es darum mit Menschen die an Grenzen stoßen zusammen zu arbeiten und ihnen egal ob im beruflichen oder privaten Kontext weiter zu helfen, sie zu begleiten und unterstützen.
Vom 27.02.-01.03.2018 verbrachten wir gemeinsam drei Tage in der Forschungswerkstatt. Da die finale Phase beginnt, widmeten wir uns den gemeinsamen Fragen an die Masterarbeit und den organisatorischen Hintergründen. Jede*r konnte seine momentanen Verschriftlichungen mitbringen und gemeinsam arbeiteten wir weiter an den Inhalten und der Ordnung der Masterthesis.
Thema war auch die Vorbereitung der Kommunikativen Validierung welche unter dem Titel „Ergebnispräsentation und Diskussion“ lief. Alle Konzepte wurden noch überarbeitet und vorbereitet um sie den interessierten Professionen zu präsentieren.
Grundsätzlich unterscheidet man bei Interventionen in die Gesundheitsentwicklung der Bevölkerung zwei eng miteinander verbundene Strategien (Hurrelmann / Laaser / Richter 2016: 661f). Weiterlesen
Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum (SMZ) Liebenau findet sich in Graz eine Institution, in der man über einen breiten Erfahrungsschatz an integrativer Gesundheitsversorgung und multiprofessioneller Zusammenarbeit verfügt. Die beiden Initiatoren Dr. Gustav Mittelbach und Dr. Rainer Possert schufen mit dem SMZ im Jahr 1984 eine Einrichtung, die klassisch medizinische Dienste mit therapeutischen Angeboten, Beratungsmöglichkeiten, Gesundheitsförderung und Gemeinwesenarbeit unter einem Dach vereint. Neben dem eigentlichen Zentrum in Südosten der Landeshauptstadt betreibt der Trägerverein auch noch zwei Stadtteilzentren in der Siedlung Am Grünanger und im Bezirk Jakomini.
Das GeSo-Forschungsteam war vor Ort und holte sich im SMZ Liebenau wertvolle Anregungen von Dr. Wolfgang Sellitsch, dem Geschäftsführer der Einrichtung, der Sozialarbeiterin des Zentrums, Anahita Sharifgerami, BA, und Natascha Mauerhofer, MA, die mit zwei Kolleginnen für Gesundheitsförderung, Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit zuständig ist.
Am 25.1.2018 trafen wir, die Forschungsgruppe, uns das erste Mal wieder im neuen Jahr. Es war jedoch nur das erste persönliche Treffen, denn in den letzten Wochen waren wir sehr fleißig an den ersten Ausarbeitungen der ersten Konzepte. Es entstanden vier unterschiedliche Konzeptideen, die wir uns gegenseitig präsentierten. Anschließend gab es von den Kolleg*innen Feedback und Anregungen. Die Konzeptskizzen werden wir jetzt weiterentwickeln und zu fertigen Konzepten ausbauen.
Am Nachmittag widmeten wir unsere Aufmerksamkeit einer neuen geplanten Veranstaltung, der Kommunikativen Validierung. In Kürze werden wir Einladungen, sowie genauere Infos über unsere zwei Plattformen Facebook und Blog ausschicken. Bis dahin läuft die Planung und Organisation der Veranstaltung auf Hochtouren.
Am 16.0 1.2018 durften wir unser Projekt bei der diesjährigen Projektvernissage an der Fachhochschule St. Pölten präsentieren. Wir hießen unsere Besucher*innen in unserem GESO willkommen. Zahlreiche Interessent*innen wurden an unserem Stand über den bisherigen Forschungsverlauf und die ersten Ergebnisse informiert.
Fazit: Unser Projekt fand bei den Teilnehmer*innen große Beachtung. Der Wunsch nach baldiger Umsetzung unseres Konzepts wurde mehrfach erwähnt.
Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen hat Inklusion ins Zentrum der Diskussion um passende Formen der Unterstützung für Menschen mit Behinderungen gerückt. Es gibt unterschiedliche Ideen zu und Konzeptevon Inklusion, auch weil in der Konvention Inklusion nicht genau definiert wird (vgl. Felder/Schneiders 2016:8). Gemäß Artikel 19 „Selbstbestimmtes Leben und Inklusion in der Gemeinschaft“ der Konvention haben Menschen mit Behinderungen das Recht mit gleichen Wahlmöglichkeiten wie andere Menschen in der Gemeinschaft zu leben.Gewährleistet werden soll dies durch:
Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung, wo und mit wem sie leben
Unterstützungsdienste für Menschen mit Behinderung werden gemeindenah angeboten
allgemeine Dienstleistungen und Einrichtungen stehen Menschen mit Behinderung zur Verfügung und entsprechen ihren Erfordernissen
Sonderwelten für Menschen mit Behinderung sollen abgebaut (vgl. Meins 2011:457) und „totale Institutionen“ verhindert werden. Eine totale Institution ist gekennzeichnet durch die Nicht-Trennung der drei Lebensbereiche Wohnen, Freizeit und Arbeit. Alle Aktivitäten finden am selben Ort und unter derselben Autorität statt. Die Aktivitäten werden nicht alleine, sondern in Gruppen ausgeführt und der Tagesablauf ist vorgegeben (vgl. Goffman 1972:17f).
In der Praxis gibt es verschiedene Ansätze unterschiedlicher Organisationen um den Inklusiongedanken umzusetzen, wie z. B.:
Organisationen wie arbas Arbeitsassistenz Tirol mit mittendrin oder das Institut für Sozialdienste mit Spagat bieten Arbeitsmöglichkeiten jenseits der geschützten Werkstätte. Mit der Methode „Persönliche Zukunftsplanung“ wird ein individueller Beschäftigungsplan entwickelt. Die für die Umsetzung nötige Unterstützung erfolgt durch unterschiedliche Personen und Organisationen im Sozialraum.
Der Verein innovia Akademie bietet inklusive und barrierefreie Erwachsenenbildung. Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Behinderungen arbeiten bei allen Schulungen entweder mit oder führen diese selbständig durch.
Beim Projekt Wiener Wege zur Inklusion des Fonds Soziales Wien wurden Menschen mit Behinderung bei der Entwicklung neuer Angebote eingebunden.
Das Projekt Gig Buddies fördert über gemeinsame Freizeitinteressen soziale Kontakte zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen.
Literatur:
Felder, Marion / Schneiders, Katrin (2016): Inklusion kontrovers. Herausforderungen für die Soziale Arbeit. Schwalbach: Wochenschau Verlag
Goffman, Erwing (1972): Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen. Frankfurt/Main: Suhrkamp
Meins, Anna (2011): Systematisierung und begriffliche Bestimmung von Inklusion. In: Theorie und Praxis der sozialen Arbeit, 62 (6), 456-463
Am Dienstag, dem 16. Jänner 2018 haben wir die Gelegenheit, uns und unser Projekt vorzustellen: Von 15.00 bis 19.00 Uhr findet die Projektvernissage der FH St. Pölten statt. Es ist eine Messe für studentische Projektarbeiten in Niederösterreich. Wir, die Projektgruppe vom GeSo Orth, sind auch vor Ort und informieren von unseren Anfängen bis hin zu unserem aktuellen Forschungsstand. Ihr findet uns im Hauptgebäude der FH St. Pölten am 2. Stock, Standnummer 96. Wir freuen uns auf euren Besuch und euer Interesse!
Nähere Infos findet ihr auf der Veranstaltungsseite:
Was bedeutet gesundheitliche Chancengerechtigkeit?
Zahlreiche Studien belegen, dass ein systematischer Zusammenhang zwischen sozialem Status und Gesundheitsstatus besteht (vgl. Haas / Ziniel 2015). „Dieser Umstand wird als gesundheitliche Ungerechtigkeit (engl. „healthinequity“) bezeichnet, da es sich um vermeidbare und damit unfaire Unterschiede […] handelt“ (ebd.: 157). Immer noch gelten gesundheitliche Benachteiligung für sämtliche Bevölkerungsgruppen, außer der gesellschaftlich am besten gestellten Gruppe. Hinzu kommt, dass mit sinken des sozioökonomischen Status der Bevölkerung, Krankheitshäufigkeit und Krankheitslast steigen. Bei Menschen mit geringem sozioökonomischem Status treten signifikant häufigere Krankenhausaufenthalte auf (vgl.: ebd.). Als Teil von Gesundheitsförderung und somit der Versuch gesundheitliche Ungerechtigkeit zu verringern bzw. gesundheitliche Chancengerechtigkeit zu forcieren, wird im Zuge von sogenannter Lebenslaufforschung untersucht, inwiefern sich der Umgang mit Krankheiten bzw. der gesundheitliche Verlauf bei Menschen entwickelt. Mittels Interventionen und Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz von Bevölkerungen soll gesundheitliche Chancengerechtigkeit befördert werden. Gesundheitliche Ungerechtigkeit ist vererbbar. Investitionen in frühkindliche Entwicklung und Bildung werden hinsichtlich Gesundheitsförderung und der Entwicklung von Gesundheitskompetenz als höchst relevant beschrieben (vgl. ebd).
Haas, Sabine / Ziniel, Georg (2015): Gesundheitliche Chancengerechtigkeit. In: Bauer, Robert / Wiesenauer, Andrea (Hrg.): Zukunftsmotor Gesundheit. Entwürfe für das Gesundheitssystem von Morgen, 1. Auflage, Wiesbaden: Verlag Springer Gabler. 155-171.